MYTHOS EUROPA – KLÄNGE EUROPAS
Europas Geist wurzelt in der Antike und der Name unseres Kontinents wird seit dem Altertum mit der mythologischen Gestalt der Europa in Verbindung gebracht. Der Sage nach lebte sie als phönizische Königstochter an der Küste des heutigen Libanons. Von Göttervater Zeus wurde sie nach Kreta entführt, wo sie zur Namensgeberin des gesamten Erdteils werden sollte. Zu den wichtigsten Ideen, die im Zusammenhang mit dem »Mythos Europa« in die Welt transportiert wurden, gehört die der Demokratie! Doch im Rahmen einer kulturellen europäischen Identität spielten dabei seit dem ausgehenden Mittelalter auch die Künste, besonders die Musik, eine zentrale Rolle. Unter dem Titel »Mythos Europa – Klänge Europas« lenkt das Festival seit 2021 den musikalischen Blick in ein Nachbarland. Nach Belgien, den Niederlanden und Italien in den Vorjahren, steht nun Österreich im Mittelpunkt.
Österreich, in seiner althochdeutschen Form »Ostarrichi« erstmals 996 erwähnt und ab dem frühen Mittelalter parallel mit der lateinischen Bezeichnung Austria versehen, wurde 1156 im Heiligen Römischen Reich zu einem eigenständigen Herzogtum erhoben. 1246 setzte sich das Haus Habsburg im Kampf um die Vorherrschaft durch – und bestimmte die Geschicke Österreichs bis 1918. Die Verlegung des Hofs von Innsbruck nach Wien durch Kaiser Maximilian I. 1498 gilt als Geburtsstunde der Wiener Hofmusikkapelle und der Wiener Sängerknaben. Musik diente den Habsburgern fortan zur Repräsentation, als Ausdruck der Macht und des Glanzes des Kaiserhofs. Unter ihrer fortlaufenden Herrschaft entwickelte sich Wien seit dem 17. Jahrhundert neben Paris, Neapel und London zu einer Musikmetropole. Im Laufe des 18. Jahrhunderts zog sich der Hof allmählich aus der Musikförderung zurück, doch da bestimmten schon längst der Adel und das wohlhabende Bürgertum die Förderung des Musiklebens. Bereits 1750 war Wien mit 175.000 Einwohnern die größte Stadt im deutschen Sprachraum, das goldene Zeitalter der »Wiener Klassik« begann! Mozart, Haydn und Beethoven als zentrale Komponisten prägten mit ihren Innovationen in Sinfonie, Oper, Kirchenmusik, Streichquartett oder Klaviersonate diese Epoche nachhaltig und damit die gesamte europäische Musikwelt. In der Romantik übernahmen dann Komponisten wie Franz Schubert, Johannes Brahms und Anton Bruckner das Zepter. Parallel entwickelte sich als neues Musiktheater-Genre, ausgehend vom Vorbild der französischen Opéra bouffe eines Jacques Offenbach, die Wiener Operette, zentrale Figuren waren – selbstverständlich! – die Mitglieder der Strauß-Dynastie. Nach Gustav Mahler, der die Schwelle von der Spätromantik zur Neuen Musik markierte, rüttelte dann die »Zweite Wiener Schule« mit Arnold Schönberg, Anton Webern und Alban Berg die Musikwelt von Österreich aus nicht zum letzten Mal auf…
Von diesem Spannungsfeld enger Verflechtungen zwischen den Genres in der Donaumonarchie erzählen zahlreiche Programme – mit den Besten, die man sich für die jeweiligen Gattungen nur wünschen kann. Schon das Sonderkonzert mit dem West-Eastern Divan Orchestra spannt den Bogen von Brahms' romantischem Violinkonzert zu Schönbergs »Pelleas und Melisande« als sinnlich-opulentem Meisterwerk an der Schwelle zur Moderne. Das Quatuor Ebène und das Spunicunifait Quintett heben Schätze der Kammermusik, wohingegen Il Pomo d’Oro und Maxim Emelyanychev zwei Mozart-Sinfonien mit einem seiner beliebtesten Klavierkonzerte kombinieren. Das Bundesjugendorchester und der World Youth Choir stellen Beethovens berühmte Neunte einer ihr gewidmeten Komposition von Tan Dun gegenüber. Le Concert de la Loge und Julien Chauvin sowie das B’Rock Orchestra und René Jacobs haben mit Haydns »Schöpfung« und Beethovens »Missa solemnis« zwei der wichtigsten sakralen Werke der Wiener Klassik im Gepäck. Und mit Marc Minkowski und Les Musiciens du Louvre gibt’s die wohl bekannteste Wiener Operette schlechthin, die »Fledermaus«!
Natürlich sind auch österreichische Künstler*innen zu Gast. Im Rahmen der Eröffnung stellt sich der junge Wiener Pianist Lukas Sternath, Gewinner des ARD-Wettbewerbs 2022, vor. Bariton Georg Nigl findet in seinen »Musikalischen Salons« neben Händel, Bach und Mozart auch noch Platz für das typische Wiener Lied eines Georg Kreisler. Die St. Florianer Sängerknaben, 1071 gegründet und damit weitaus älter als ihr Wiener Pendant, würdigen wiederum den 200. Geburtstag von Anton Bruckner, einem der bekanntesten Mitglieder in ihrer traditionsreichen Geschichte.
Lukas Sternath
Sa 17.08 / 20.30 Uhr »Eine große Nachtmusik«
Sa 17.08 / 22.00 Uhr »Eine große Nachtmusik«
Georg Nigl
Do 22.08 / 18.30 Uhr »Musikalischer Salon I«
Do 22.08 / 21.00 Uhr »Musikalischer Salon II«
St. Florianer Sängerknaben
Di 03.09 / 19.30 Uhr »Happy Birthday, Anton!«
Mi 04.09 / 19.30 Uhr »Happy Birthday, Anton!«